Fernfahrt RC Freyung 2024:
Rundfahrt oberitalienische Seenplatte mit Wallfahrtskirche Madonna del Ghisallo
Seit über 20 Jahren führt die Rennradsparte des RC Freyung jedes Jahr, mit Ausnahme 2020/2021 wegen Corona, eine mehrtägige Rad-Fernfahrt durch. Für dieses Jahr gab es wieder insgesamt drei sehr interessante Vorschläge. Eine 6-tägige, 900 km Rundtour in die Schwäbische Alp, und eine 9-tägige, ca. 1400 km Radtour in den Westbalkan waren alternativ angeboten.
Die dritte Idee, die oberitalienische Seenplatte (Lago d‘ Iseo, Lago di Como, Lago di Lugano und den Lago Maggiore) mit Besichtigung der hoch über dem Comer See gelegenen Wallfahrtskirche Madonna del Ghisallo (Schutzpatronin der Radfahrer) als Rundtour mit Start-Ziel in Freyung über 9 Tage mit ca. 1500 km und knapp 17000 hm, setzte sich bei den interessierten Rennradlern schnell durch.
Die aufwändigen und umfangreichen Vorbereitungen wie Strecken- und Etappenplanungen, Hotel- und Fährbuchung, sowie das gesamte Begleitprogramm übernahm wieder Gerhard Pauli mit Unterstützung des Vorstands Georg Urmann. Am 15. Juni war es wieder so weit. Gut vorbereitet startete die motivierte Radgruppe mit dem erfahrenen Guide Gerhard Pauli und der Radgruppe, bestehend aus Wolfgang Raab, Madl Reiner, Wagner Franz, Schmid Heiko, Raitner Josef und Ernst Plöchinger bei besten Wetterbedingungen. Dorothea Plöchinger reiste separat nach Bergamo per Bahn an und ergänzte die Gruppe ab Etappe 5. Die ersten km durch den hügeligen Bayerischen Wald waren den Waidlern natürlich bestens bekannt. Die insgesamt 186 km lange Strecke führte weiter durchs idyllische Vilstal nach Oberbayern bis Grafing bei München zum ersten Quartier.
Am nächsten Morgen, wieder bei top Wetter war das Endziel Steinach am Brenner. Es mussten wieder 174 km und über 2100 hm bewältigt werden. Bad Tölz, zwischen der Isar und den malerischen Gipfeln der Voralpen, der türkisblaue Sylvensteinsee, sowie der Achensee, eingebettet in die atemberaubende Berglandschaft des Karwendel- und Rofangebirges mitten in Tirol, waren auf der Route. Bei über 30 Grad Celsius nach ca. 160 km musste noch der Anstieg bis zu 10% Steigung den Brenner hoch bewältigt werden.
Am dritten Tag noch ein kurzer Anstieg auf die Brennerhöhe, gefolgt von einer atemberaubenden ca. 40 km Abfahrt, an Sterzing vorbei bis Brixen und von dort weiter nach Bozen. Das Highlight bei dieser Etappe war der 1363 m hoch gelegene Mendelpass. Ein Gebirgspass südwestlich von Bozen zwischen Südtirol und dem Trentino in Italien. In Dimaro, einem Ort am Fuße der Brenta-Dolomiten, war nach 167 km und 2049 hm das Ziel erreicht.
Tour 4 führte über den 1884 m hoch gelegenen Tonalepass zwischen Trient und der Lombardei. Auf dem dort gelegenen Presena Gletscher ist das Skifahren nahezu ganzjährig möglich. Wieder wurden wir mit einer ca. 40 km Abfahrt durch atemberaubende Berglandschaften belohnt. Danach erreichten wir den ersten See der oberitalienischen Seenplatte, den in der Lombardei gelegenen Lago d‘ Iseo. Ein wirklicher Geheimtipp, weniger mondän als der Comer See und weniger überlaufen als der Gardasee. Hier radelte die Gruppe ca. 30 km direkt am Westufer des Sees mit herrlichem Blick auf den See und die Berge im Hintergrund entlang. Das Quartier in Bergamo mit den venezianischen Stadtmauern, die seit 2017 zum UNESCO-Welterbe gehören, erreichten wir nach weiteren 167 km und 2049 hm. Ab hier brachte Doris Plöchinger, die uns per Bahn nachreiste, frischen Wind in die Gruppe.
Ab jetzt vollzählig, starteten wir zu acht die nächste Tour ins 165 km entfernte Bellinzona, Hauptstadt des Tessins, eingebettet im Herzen der Schweizer Alpen. Nach etwa 60 km erreichten wir von Süden kommend die Passstraße zum Colle del Ghisallo, beginnend mit moderaten 3% und kurzzeitig mit Steigungen bis 8%. Oben angekommen auf 760 m Höhe haben wir das eigentliche Ziel der gesamten Rundfahrt bei Traumbedingungen erreicht. Die Wallfahrtskirche der Madonna del Ghisallo, die im Jahr 1949 von Papst Pius XII. offiziell zur Schutzpatronin der Radfahrer ernannt wurde. Ende der 1990er Jahre sammelte der dreimalige Giro-d’Italia-Sieger Fiorenzo Magni Spenden und eröffnete neben der Wallfahrtskirche das Museo del Ciclismo Madonna del Ghisallo, in dem zahlreiche Exponate wie Räder, Trikots und Bilder berühmter Radsportler ausgestellt sind. Hier nahm sich die Gruppe natürlich genügend Zeit, um sich all die Kirchen und die Sehenswürdigkeiten anzusehen. Wie immer nach einer Bergankunft ist die Belohnung die Abfahrt. In nördlicher Richtung, durch mehrere, teilweise enge Kehren erreichten wir den Lago di Como. Hier machte sich der Tourismus bemerkbar, lange Menschenreihen zu den Fährbooten und ausgebuchte Cafes und Restaurants. Nach einer etwa einstündigen Zwangspause bei Kaffee und Kuchen setzten wir mit der Fähre auf die gegenüberliegende westliche Seeseite. Von dort führte uns unser Guide zum Luganer See und weiter zum Lago Maggiore, wo wir noch ca. unvergesslich schöne 20 km direkt am Ostufer bis Magadino entlang radelten. Von dort gings weiter in nördlicher Richtung zum nächsten Quartier in Bellinzona.
Als Königsetappe war der San-Bernardino-Pass im schweizerischen Graubünden für den nächsten Tag ausgewählt. Auf uns wartete bei dieser Rundfahrt der längste an einem Stück anstehende Anstieg. Auf einer Länge von ca. 50 km mussten ca. 2000 hm mit langen Streckenabschnitten bis 10% Steigung bezwungen werden. Leider regnete es, und der Pass verschwand mehr und mehr im dichten Nebel. Die angeblich urzeitliche Landschaft und den wolkenspiegelnden Bergsee konnten wir uns leider nur vorstellen. Am Scheitel bei 2067 hm angekommen, bereiteten wir uns auf die Talabfahrt vor. Ein besonderer Ort, den wir durchquerten, war die Via Mala Schlucht. Beeindruckende Felsformationen, die bis zu 300 m hoch aufragen, wurden von Gletschereis und vom Wasser des Hinterrheins in Jahrtausenden abgeschliffen. Unser Ziel im traditionsreichen Badekurort im St. Galler Rheintal, Bad Ragaz, erreichten wir nach 165 km und 2130 hm.
Nahezu die gesamte siebte Etappe mit 167 km und 2130 hm strampelten wir ebenfalls bei Regen. Die Route führte zunächst am Rhein entlang, dann durch Liechtenstein, ins österreichische Bundesland Vorarlberg und weiter ins Oberallgäu. Nachdem wir im Skigebiet Balderschwang vorbeiradelten, führte die Tour zum höchsten befahrbaren Gebirgspass Deutschlands, den Riedbergpass auf 1420 m Höhe. Danach an Sonthofen vorbei nach Bad Hindelang und zuletzt den Oberjochpass hinauf, wieder auf 1178 m Höhe. Unser Ziel für diese Etappe war Reutte im Tiroler Lechtal. Dort angekommen, ließ sich erstmals die, den ganzen Tag sehnsüchtig vermisste, Sonne wieder blicken.
Nach zwei Regentagen, wieder top Bedingungen zum Radeln, so starteten wir motiviert zur achten und vorletzten Etappe. Schon nach ein paar km erreichten wir den Plansee, immerhin der zweitgrößte See Tirols und einer der saubersten mit Güteklasse I. Im Grenzgebiet Tirol-Oberbayern erreichten wir den Ammersattel, und es ging nochmal moderat hoch auf 1118 m Höhe. Nun am Schloß Linderhof vorbei zum Ettaler Sattel auf 869 m Höhe, der letzte Pass/Sattel der diesjährigen Fernfahrt. In Hallaberg bei München angekommen, hatten wir wieder 163 km und 1055 hm auf der Uhr.
Mit gemischten Gefühlen zwischen Wehmut, weil die Fahrt zu Ende geht, und Freude, weil alles geschafft ist, sich das Sitzen bemerkbar macht und die Muskeln brennen, ging‘s bei guten Radlbedingungen in die Abschlußtour Nr. 9, die uns wieder nach Freyung zurückführte. 170 km und 1055 hm mussten wieder überwunden werden. Unsere erste Pause planten wir am „Franz-Eberhofer-Kreisel“ im Markt Frontenhausen (bekannt durch die Eberhofer-Filme, basierend auf den gleichnamigen Romanen von Rita Falk), wo wir uns es nicht nehmen ließen, ein paar Runden im Kreisel mit der Gruppe zu drehen. Weiter gings nach Freundorf bei Vilshofen, wo wir die letzte Pause bei Franz Wagner absolvierten. Wie schon bei der Anfahrt der Etappe 1 wurden wir mit Brotzeit, Kaffee und Kuchen vom Feinsten bewirtet. Gestärkt traten wir den letzten Etappenabschnitt nach Freyung an.
Wieder einmal ist es unserem Guide Gerhard Pauli gelungen, seine Gruppe unfallfrei und glücklich durch die Fernfahrt 2024 zu führen. Wir sind schon gespannt, was uns 2025 erwartet.
Zum Abschluß die Fernfahrtdaten 2024 zur oberitalienischen Seenplatte mit Wallfahrtskirche Madonna del Ghisallo kurz zusammengefasst:
-9 Tage / 9 Touren -1505 km / 16858 hm -9 Pässe / Sättel -7 Seen -5 Länder -1 Plattfuß -1 gerissenes Schaltseil
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