RC Freyung

Radclub Freyung Biken mit Freunden

 

Marseille 2019

trikot
Wappen Freyung (bunt)

Von Freyung durch die Alpen nach Marseille geradelt

Zwölf Radler erklimmen das Stilfser Joch und den Mont Ventoux – Schnee und extreme Hitze setzen den Sportlern kräftig zu

Beim RC Freyung ist es schon Tradition, dass die Sparte Rennrad jährlich auf große Tour geht. Heuer hatten sich die Biker die französische Hafenstadt Marseille als Ziel ausgewählt. Aber nicht nur der Zielort an der Cote d`Àzur ist eine Radreise wert, auch die gewählte Strecke dorthin war mit einer Vielzahl sportlicher Herausforderungen gespickt. Insgesamt legten die zwölf  Teilnehmer in neun Tagen Fahrt 1.411 Kilometer zurück und bewältigten – wenngleich die Fahrt vom Bayerischen Wald ans Mittelmeer eigentlich insgesamt bergab  geht - dabei auch beachtliche 17.000 Höhenmeter.

Mit 220 km war die erste Tagesetappe dann auch gleich die längste. Über Waldkirchen und Vilshofen ging es zunächst nach Freundorf bei Aldersbach, wo am Wohnort von Teilnehmer Franz Wagner eine kräftige Brotzeit für die Freyunger Radsportler vorbereitet worden war. Frisch gestärkt ging es schließlich weiter über Eggenfelden, Waldkraiburg, Bad Aibling bis nach Irschenberg, wo Werner Ebner, Ludwig Faschingbauer, Otto Graf, Sepp Kerschbaum, Gerhard Pauli, Wolfgang Raab, Ernst Plöchinger, Georg Urmann, Franz Wagner, Karl Besl und die beiden weiblichen Teilnehmerinnen Elisabeth Graf und Doris Plöchinger das erste Quartier bezogen. Herrschte bis kurz vor dem ersten Tagesziel noch herrliches Sommerwetter, zog urplötzlich ein heftiges Wärmegewitter mit kräftigen Sturmböen und Starkregen auf, das die Radler auf freier Fläche überraschte. Ein Teil konnte noch unter einer kleinen Siloplane in einer angrenzenden Wiese Schutz finden, während die andere Hälfte erst ein paar hundert Meter weiter das Gewitter durchnässt in einer Hütte vorbeiziehen ließ.

Nach Wetterberuhigung setzten die Freyung Radler ihre Fahrt am zweiten Tag in Richtung Alpen fort. Die Route führte über den Tegernsee, den Achenpass, den Sylvensteinspeicher, Mittenwald, das Karwendelgebirge und das obere Inntal bis nach Landeck in Tirol. Neben den prächtigen Panoramen, die sich den „Fernfahrern“ bot, gab es am Sylvenstein eine weitere Überraschung. Ohne Wissen seiner Mitfahrer hatte RC-Vorstand Georg Urmann organisiert, dass seine in der Region wohnende Schwester an einem Parkplatz mit prächtigem Blick auf den Speichersee den Radlern frischen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen auftischte.

Der dritte Tag war die Königsetappe der Fahrt. Nachdem über die Norbertshöhe und den Reschenpass bereits einige knackige Anstiege bewältigt worden waren, galt es noch den zweithöchsten Gebirgspass Europas, das Stilfser Joch in einer 25 km langen, durchschnittlich 8 % steilen Auffahrt mit seinen berühmten 48 Kehren zu überwinden. An sich schon eine sportliche Herausforderung, erschwert wurde das Ganze dann noch dadurch, dass kurz vor der Passeinfahrt Regen einsetzte und die Temperaturen deutlich nach unten purzelten. Dichte Regenwolken und Nebelschwaden ließen nur einen recht eingeschränkten Blick auf das phantastische Panorama des Ortler-Massives zu und mit Schnee bedeckte, talwärts fahrende Fahrzeuge kündigten eine ungemütliche Auffahrt an. Die gründliche Vorbereitung auf diese in Rennradfahrerkreisen beliebte  Passstraße zahlte sich nun umso mehr aus, so dass letztlich alle die Passhöhe bei nur 2 Grad Temperatur  mehr oder weniger erschöpft erreichten. Zum Teil mehrere Meter hohe Schneewände ließen erkennen, warum der Pass erst wenige Tage vor der Fahrt deutlich später als üblich für den Verkehr freigegeben worden war. Nachdem sich die Radler auf der Passhöhe umgezogen und von ihrer nassen Kleidung befreit hatten, meinte es Petrus mit den Freyunger Radsportlern aber wieder gut. Vom Süden her rissen die Wolken auf und die Abfahrt nach Bormio, dem dritten Etappenziel, konnte trocken bei Sonnenschein und erträglichen Temperaturen und jetzt mit den erhofften phantastischen Ausblicken in Angriff genommen werden.

Nach dem anstrengenden Vortag verlief die vierte Etappe eher wieder bergab. Von Bormio ging es das Addatal entlang bis zum Comer See, wo bei Temperaturen deutlich über 30 Grad mit dem bekannten Badeort Como das nächste Etappenziel erreicht wurde.

Heiß verlief  auch der 5. Tag. Bei knapp 40 Grad ging es auf der Fahrt durch die Poebene und das Piemont bis nach Turin. Die vielen Reisfelder in der Region bieten ideale Lebensbedingungen für Stechmücken, die auch gleich großen Gefallen an den „Radlerkörpern“ aus Bayern fanden.

Nach den beiden eher flachen Etappen führte der 6. Tag wieder in anspruchsvolleres Gelände. Über das Tal des Dora Riparia Flusses ging es zurück in die Alpen. Am Col de I`Echelle wechselten die Freyunger Radler in den Cottischen Alpen von Italien nach Frankreich. Auf der Fahrt nach Sault über die Zwischenstation in Mont Dauphin sammelte man in den französischen Alpen unter erschwerten Umständen, nämlich bei extrem heißen Temperaturen von über 40 Grad, nochmals kräftig Höhenmeter. Das Ganze war aber nur ein Vorgeschmack auf einen weiteren Höhepunkt der Fahrt, den sich den Rennradlern aus dem Bayerischen Wald am 8. Tag vorgenommen hatten. In einem 90 km langen Rundkurs machte man sich auf den Weg auf den von der Tour de France bekannten Mont Ventoux. Über 25 km lang ist die Auffahrt auf den wegen seiner markanten Form auch als Gigant der Provence bezeichneten Berg, die nach der Baumgrenze durch eine riesiges Fels- und Geröllfeld bis zum Gipfel führt. Erschwerend kam bei der Anfahrt hinzu, dass die Region zu diesem Zeitpunkt das Zentrum einer Hitzewelle in Frankreich war, so hatten die Pedalritter nicht nur gegen Steigungsprozente sondern auch Temperaturgrade zu kämpfen. In der prallen Sonne der letzten vegetationslosen etwa acht Kilometer zeigte der Fahrradcomputer knapp 50 Grad an. Die Hitze war so hoch, dass die Fahrbahn Asphaltbläschen warf, die beim Überfahren platzten. Nachdem man aber bis dahin schon so viele Belastungen auf sich genommen hatte, bissen die Bayerwäldler noch einmal kräftig die Zähne zusammen und schafften bei ständiger Flüssigkeitszunahme auch diesen Höhepunkt ihrer Tour. Die ausgedehnte Abfahrt entschädigte die Biker wieder für die vorangegangenen Strapazen, allerdings fühlte sich der heiße Fahrtwind an, als würde man gegen einen laufenden Fön fahren.

Nach einer weiteren Übernachtung in Sault nahm man am nächsten Tag dann die letzte Etappe zur französischen Metropolregion Marseille in Angriff. Wenngleich die Temperaturen unverändert hoch blieben, waren sie auf der eher abfallenden Fahrt zum Mittelmeer auf den letzten 125 Kilometern und in Anbetracht des sich abzeichnenden Tourendes etwas leichter zu ertragen. Die riesigen  Lavendelfelder der Provence waren dabei noch einmal ein prächtiger Hingucker. Ein besondere Herausforderung stellte zum Schluss noch die Fahrt zum letzten Hotel im Zentrum durch den dichten Großstadtverkehr dar. Am Marseiller Triumphbogen, dem Port d`Aix, angekommen erklärte RC Vorstand Georg Urmann die Etappenfahrt nach über 58 Stunden im Sattel schließlich für beendet und freute sich, dass die Tour wieder sturz- und unfallfrei abgelaufen ist. Ganz besonders bedankten sich die erfolgreichen Radfernfahrer bei Gerhard Pauli und Sepp Kerschbaum, die in gewohnter Manier durch ihre gründliche Organisation  dafür gesorgt haben, dass die Fahrt absolut problemlos verlaufen ist.

In einer organisierten Stadtführung lernten die Sportler am nächsten Tag noch die Geschichte und die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der bedeutenden Hafenstadt kennen, ehe sie tags darauf mit dem Begleitfahrzeug bzw. dem Zug in ihre Heimat zurückreisten.
 

Fernfahrt Marseille 2019 Bilder 1

Meterhohe Schneewände präsentierten sich den Radsportlern am Stilfser Joch auf 2.757 m
 

Fernfahrt Marseille 2019 Bilder 2

Erleichtert war man, als man den Mont Ventoux, den Giganten der Provence, bei Temperaturen knapp unter 50 Grad bezwungen hatte
 

Fernfahrt Marseille 2019 Bilder 3

Die ausgedehnten Lavendelfelder in der Province mit dem Mont Ventoux im Hintergrund, den man am Vortag bezwungen hatte,  luden zu einem Gruppenfoto ein
 

Fernfahrt Marseille 2019 Bilder 4

Inmitten von Marseille war die Radfernfahrt nach 1.411 km beendet, der Triumphbogen Port d`Aix dient als Hintergrund für das obligatorische Zielfoto
 

Fernfahrt Marseille 2019 Bilder 5

Auf ihrer Fahrt durch die Alpen passierten die Freyunger Radler immer wieder auch imposante Felsformationen